Fotos stellen nicht die Realität dar!
Fotos stellen nicht die Realität dar, sondern sie zeigen einen Ausschnitt aus dem Blickwinkel des Fotografen.
Für mich ist es wichtig, dass es ein und zwar mein Blickwinkel ist, und nicht eine von mir gestaltete Kombination
aus unterschiedlichen Aufnahmeorten oder Quellen. Wenn Fotos beliebig verändert werden, verändert sich
nicht nur ihre Aussage, sondern auch ihre Aussagekraft. Konstruierte Fotos können gute Fotos sein, vor allem
in der Werbung funktionieren sie. Im sozio-kulturellen Kontext oder bei Naturaufnahmen verlieren sie an
Glaubwürdigkeit.
Das neutrale Bild existiert nicht!
Obwohl weder in der analogen noch in der digitalen Fotografie das neutrale Bild existiert, da jeder fotografischen
Aufnahme bestimmte Voreinstellungen zu Grunde liegen, ist es ein Unterschied, wie stark in eine Fotografie
eingegriffen worden ist, ob Bildteile ausgeschnitten, kopiert und übertragen werden, oder ob sich die Bild-
bearbeitung auf die Beeinflussung der Kontraste, Helligkeit/Belichtung, Farbsättigung und Schärfe reduziert.
Auf Letzteres beschränke ich mich.
Inszenierte Fotos sind nicht authentisch!
Bei meinen Fotos ist keine Situation künstlich herbeigeführt. Abläufe für die Kamera zu inszenieren widerspricht
meinem Konzept.
Portraits bilden die einzige Ausnahme, da sich die Personen natürlicherweise der Kamera zuwenden. Ohne Zweifel
stellt das Auftauchen eines Fotografen einen Eingriff in eine bestimmte Situation dar und verändert meist das
Verhalten der dargestellten Menschen. Dies darf auch sichtbar sein.
Bei allen Aufnahmen aus den Arbeiten „Erinnerungen “ wurden niemals Gegenstände in ihrer vorgefundenen
Position verändert oder andere Gegenstände hinzugefügt.
Erinnerungen stehen im Mittelpunkt!
Die Themen „Arbeit“, „Wohnen“ und „Freizeit“ zeigen verlassene Orte, in denen Menschen früher gearbeitet,
gelebt oder ihre Freizeit verbracht hatten; Orte, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben und uns heute
„nur“ noch Spuren ihrer Zeit zeigen. Es handelt es sich um Orte, mit denen wir eine bedeutende gesellschaftliche
Entwicklung verbinden, die uns individuell berühren, vor allem dann, wenn wir uns dieser gesellschaftlichen
Veränderung bewusst werden.
Auch die Themen „Wälder“ und „Wüsten“ basieren auf Erinnerungen. Es sind die Erinnerungen, die diese Lebens-
räume in sich tragen und aufgezeichnet haben:
Das Thema „Wüsten“ zeigt einerseits Flussläufe, deren Strukturen auf Wasser verweisen, von dem wir nur noch
die Spuren sehen. Andererseits sind die bunten Mineralien der Salzwüste aus der Region Danakil Zeugnisse eines
verschwundenen Ozeans.
Bei der Reihe „Wälder“ geht es um Bäume, die einmal vital waren und heute durch Abholzung, Naturkatastrophen
oder durch natürliches Waldsterben gezeichnet sind.
Keinem dieser Themen liegt ein dokumentarischer Ansatz zu Grunde, es geht auch nicht um eine vollständige
Dokumentation bestimmter Orte und Entwicklungen, sondern um kollektive Erinnerungen, um das Nachdenken,
was war, und was daraus geworden ist.
Momente sind entscheidend!
Es sind oft nur kurze Momente, die uns ein bestimmtes Gefühl vermitteln, die eine Situation besonders machen.
Dies können Augenblicke des Nachdenkens sein oder intime Situationen, in die wir uns freiwillig oder unfreiwillig
hineinbegeben, obwohl sie für viele sichtbar sind. Dabei spielt es keine Rolle in welchen Kulturen oder Regionen
die Ereignisse stattfinden.
Die Themenreihe „Momente“ will das Private, das Intime bestimmter Augenblicke einfangen.
„Momente I“ zeigt Portraits von nachdenklichen und in Gedanken versunkenen Menschen aus unterschiedlichen
Kulturen Äthiopiens.
„Momente II“ thematisiert private Momente von Menschen im öffentlichen Raum aus unterschiedlichen Regionen.
Das Thema „Momente III“ zeigt besondere emotionale Augenblicke aus gesellschaftlichen Ereignissen in Myanmar.